Dienstag, 4. März 2014

Eine Frage der Haltung....

Ich weiß nicht, ob das nur bei mir so ist, aber in meinem Umfeld gibt es momentan viele, viele Schicksalsschläge... Vor allem schwere Krankheiten...

Meine Mutter hatte ein Wort, das sie in den Monaten, Wochen und Tagen vor ihrem Tod mehrmals am Tag bemühte: nämlich Resilienz. Weil viele nicht wissen, was das bedeutet, hatte sie mir (rücksichtsvoll wie sie immer war) verboten, das Wort in ihrer Grabrede zu benutzen (was ich eigentlich gerne getan hätte, weil es so gut zu ihr passte) - deswegen hole ich das jetzt hier nach.

Laut Wikipedia bedeutet Resilienz (lateinisch resilire ‚zurückspringen‘, ‚abprallen‘) Widerstandsfähigkeit. Und weiter:

Resilienz beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen.

Resilienz ist an vielen Orten zu bewundern. Im Großen: Wenn ganze Sklavenstämme trotz ihrer mehr als misslichen Lage nicht an Lebenslust oder auch Kampfgeist verlieren - und im Kleinen: wenn ich es trotz eines Beinbruchs schaffe, bei guter Laune zu bleiben.

Meine Mutter sah - so war sie eben - nicht, dass sie selbst ein Paradebeispiel für Resilienz war. Aber wir konnten es alle sehen: stark, empathisch, tapfer - und vor allem (trotz todkranken Körpers) unglaublich zufrieden und glücklich über die kleinen Dinge. Über den Sonnenschein, über die lachenden Enkel (Kinder sind auf ihre Art und Weise die resilientesten Systeme auf Gottes Erdboden...), über lieben Besuch, eine Fahrradtour, über Blümchen, frische Luft, ein gutes Buch, über alles, was das Leben eben lebenswert macht...

Und das ist der Punkt, an den ich in letzter Zeit immer wieder zurückkomme: Warum gelingt uns diese Haltung häufig erst, wenn es eine Störung im System gibt? Warum ärgere ich mich heute über die kleinen Dinge und merke morgen, dass das so nichtig war wie sonstwas?

Ich habe nach dem Tod meiner Mutter ein paar Wochen andächtig in einer Haltung verbracht, die sie stolz gemacht hätte: ich habe die kleinen Momente genossen, war geduldig mit mir und meinen Mitmenschen und tolerant gegenüber dem Leben. Seit einiger Zeit verwischt sich diese Haltung leider im Alltag. Ich ärgere mich wieder häufiger über Kleinigkeiten und lasse mich von Nichtigkeiten stressen... Und dann ärgere ich mich über mich selbst, weil ich mich ärgere...

Im bewussten Wahrnehmen von Glück und Unglück liegt unser Potential für Resilienz. 

Die einzige Lösung hierfür ist in meinen Augen das BEWUSSTE Leben und Erleben. Sowohl von den traurigen Momenten als auch von den Glücksmomenten. Wenn wir dieses Spannungsfeld jeden Tag aufs Neue bewusst und achtsam wahrnehmen, dann müsste eine kraftvolle, positive Haltung doch auf Dauer möglich sein...?!?

Diese Hoffnung motiviert mich zumindest für meine Post-Karnevals-Meditation diese Woche... 

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