Donnerstag, 19. Juni 2014

Vom Fernweh...

Seit meinem 14. Lebensjahr überkommt mich regelmäßig großes Fernweh. Ein ganz tiefer Wunsch, in die Ferne zu gehen, weit weg von allem.

Dank meiner Eltern und einigen Stipendien habe ich viele Anläufe machen können, diesen Wunsch in die Realität umzusetzen. Ich war wochenlang im Ausland, später monatelang. In der Schulzeit, im Studium....

Aber jedes Mal, wenn ich tatsächlich im Ausland war, war ich unglücklich. Richtig schlimm unglücklich.

Was besonders schmerzte war die Enttäuschung über das ausbleibende Glücksgefühl. Mir einen ganz intensiven Traum erfüllt zu haben und dann nicht zufrieden zu sein. 

Fernweh kann trügerisch sein... Wie alle Wünsche, die nicht im Hier und Jetzt erfüllbar sind.

Der Trugschluss dieser Wünsche liegt im vermeintlichen Kausalzusammenhang von Traum und Glück. Wir projizieren unser Glück in die Zukunft und damit weit weg von uns.

Fernweh ist dabei nur ein Beispiel... "Wenn ich erst Urlaub habe, geht's mir besser." "Wenn ich 5 kg abgenommen habe, bin ich bestimmt zufriedener." "Wenn ich in 2 Jahren endlich diesen Job kündige, wird alles wieder gut."

Manchmal beruhen solche Glücks-Prognosen natürlich auf gemachten Erfahrungen und treten tatsächlich ein. Manchmal aber auch nicht. Das hängt sehr davon ab, was hinter unseren Träumen steckt...

Welches Bedürfnis steckt hinter meinem Traum? Und wie kann ich das im Hier und Jetzt befriedigen?

Hinter meinem Fernweh steht zB ein Bedürfnis nach Ruhe, mit mir alleine sein, nach Momenten ohne Verantwortung und Erwartungen. Natürlich kommt noch die Lust am Reisen, an der Sprache, der anderen Kultur dazu. Aber mein Bedürfnis nach einsamen Momenten ohne (gefühlte) Verantwortung ist für mich das entscheidende....

Wenn also mein Fernweh kommt, weiß ich inzwischen, was das bedeutet: ich brauche mehr Zeit für mich alleine. Das ist im Alltag nicht so leicht umzusetzen, gebe ich zu. Aber es ist sehr viel einfacher, als eine Weltreise zu machen...

Träume und Wünsche sind etwas Wunderbares. Sie dürfen uns nur nicht daran hindern, im Hier und Jetzt dafür zu sorgen, dass es uns gut geht.

Wie ist es bei Euch? Welche Bedürfnisse stehen hinter Euren Träumen? Und wie könnt Ihr sie umsetzen?