Montag, 17. März 2014

Hätte / Könnte / Sollte...

...was mich immer wieder auf die PALME bringt, ist folgendes....

"Wir fahren im Sommer in die Provence." - "Ohhh, toll!! Da wollte ich eigentlich auch schon immer mal hin. Hab's aber nie geschafft."
"Ich habe jetzt wieder mit Tennis angefangen." - "Echt??? Das wollte ich auch schon immer mal spielen. Hab's aber nie gemacht."
"Wir gehen heute abend ins Kino." "Oh Mann, wie lange war ich nicht mehr im Kino...."

Ich würde dann gerne mal schreien:  
"WARUM MACHT IHR'S NICHT EINFACH?????"

Aber so einfach mache ich es mir natürlich nicht. Als Coach frage ich mich als erstes: Was steckt denn hinter diesem innerlichen Wutausbruch? Warum diese heftige Emotion?

Sollte sich jemand an dieser Stelle fragen: ja, es ist manchmal anstrengend diese Coaching-Nummer... ;-) Aber ich will's ja dann auch wirklich wissen...

Also, warum flippe ich aus, wenn mir jemand gegenübersteht und bedauert, etwas nicht getan zu haben??

Man möchte jetzt meinen, dass ich selbst auch bereue, vieles nicht getan zu haben. Wäre jetzt so am naheliegendsten... Aber ich glaube, das ist nicht der Grund...

....und das ist ja das Schöne am Selbst-Analysieren: man hat alle Freiheiten, es kontrolliert niemand!!

Ich glaube, dass es daran liegt: Die Hummeln in meinem Allerwertesten waren meistens stärker als mein Schweinehund. Das gilt natürlich nicht für alle Bereiche in meinem Leben, aber wenn ich so zurückblicke, habe ich eine erstaunliche Anzahl von fixen Ideen mehr oder weniger direkt umgesetzt.

Wer jetzt denkt, das sei hier eine Selbst-Lob-Arie, der liegt SEHR daneben.

Fixe Ideen heißen ja nicht umsonst fixe Ideen... 

Sie entstehen äußerst schnell und werden vielleicht von Menschen wie mir äußerst schnell umgesetzt - das heißt aber leider überhaupt nicht, dass dies zwingend auch gute Ideen sind.

Hier ein paar Beispiele aus meinem Leben:
  • Die Anmeldung für ein englisches Internat (Hanni und Nanni waren Schuld!)
  • Der Versuch im Kunstturnen (okay, da war ich noch sehr klein)
  • Vier schreckliche Heimwehmonate in Frankreich
  • Vier schreckliche Heimwehmonate in Boston
  • Der eine oder andere Job, den ich mit 2 Mal überlegen sicherlich nicht gemacht hätte
  • Das optionale Studienfach "deutscher Kulturraum" (da saßen sonst nur chinesische und - kein Witz - bayrische Kommilitonen) usw.
Die Liste fixer Ideen, die ich zu meinem eigenen Schrecken direkt umgesetzt habe, lässt sich ziemlich beliebig fortfahren...

ABER glücklicherweise gibt es auch noch eine andere Liste: nämlich die Liste der fixen Ideen, die ich zu meinem nachhaltigen Wohl umgesetzt habe. Und auf die bin ich auch stolz.

Menschen wie ich mögen zu Um- und Irrwegen, zu vielen Abbrüchen, Karrierewechseln und ganz sicherlich auch zum Burnout neigen... Aber man kann uns zumindest nicht vorwerfen, wir hätten es nicht versucht.

Trotzdem beneide ich manchmal die Menschen, die etwas länger zögern, etwas bedachter sind. Deren Hummeln etwas gehemmt werden vom Schweinehund. Deren Antreiber nicht "SCHNELL, SCHNELL, SCHNELL" und "JETZT, JETZT, JETZT" sind...

Obwohl - wie immer - die Mitte doch das beste wäre. "Wir bereuen am Ende nur das, was wir nicht gemacht haben"?!? Ich weiß nicht, ob ich ohne die Verwirklichung der einen oder anderen Idee nicht vielleicht sogar glücklicher gewesen wäre. Deshalb vielleicht besser das zum Abschluss:

"Für Ziele, zu denen Dein Herz nicht rät, für die ist es zu spät."

Und was Dein Herz Dir rät? Tja, das gilt es herauszufinden... Und zwar JETZT!!! :-)


+++ Coaching-Pakete 2014 +++

Dienstag, 4. März 2014

Eine Frage der Haltung....

Ich weiß nicht, ob das nur bei mir so ist, aber in meinem Umfeld gibt es momentan viele, viele Schicksalsschläge... Vor allem schwere Krankheiten...

Meine Mutter hatte ein Wort, das sie in den Monaten, Wochen und Tagen vor ihrem Tod mehrmals am Tag bemühte: nämlich Resilienz. Weil viele nicht wissen, was das bedeutet, hatte sie mir (rücksichtsvoll wie sie immer war) verboten, das Wort in ihrer Grabrede zu benutzen (was ich eigentlich gerne getan hätte, weil es so gut zu ihr passte) - deswegen hole ich das jetzt hier nach.

Laut Wikipedia bedeutet Resilienz (lateinisch resilire ‚zurückspringen‘, ‚abprallen‘) Widerstandsfähigkeit. Und weiter:

Resilienz beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen.

Resilienz ist an vielen Orten zu bewundern. Im Großen: Wenn ganze Sklavenstämme trotz ihrer mehr als misslichen Lage nicht an Lebenslust oder auch Kampfgeist verlieren - und im Kleinen: wenn ich es trotz eines Beinbruchs schaffe, bei guter Laune zu bleiben.

Meine Mutter sah - so war sie eben - nicht, dass sie selbst ein Paradebeispiel für Resilienz war. Aber wir konnten es alle sehen: stark, empathisch, tapfer - und vor allem (trotz todkranken Körpers) unglaublich zufrieden und glücklich über die kleinen Dinge. Über den Sonnenschein, über die lachenden Enkel (Kinder sind auf ihre Art und Weise die resilientesten Systeme auf Gottes Erdboden...), über lieben Besuch, eine Fahrradtour, über Blümchen, frische Luft, ein gutes Buch, über alles, was das Leben eben lebenswert macht...

Und das ist der Punkt, an den ich in letzter Zeit immer wieder zurückkomme: Warum gelingt uns diese Haltung häufig erst, wenn es eine Störung im System gibt? Warum ärgere ich mich heute über die kleinen Dinge und merke morgen, dass das so nichtig war wie sonstwas?

Ich habe nach dem Tod meiner Mutter ein paar Wochen andächtig in einer Haltung verbracht, die sie stolz gemacht hätte: ich habe die kleinen Momente genossen, war geduldig mit mir und meinen Mitmenschen und tolerant gegenüber dem Leben. Seit einiger Zeit verwischt sich diese Haltung leider im Alltag. Ich ärgere mich wieder häufiger über Kleinigkeiten und lasse mich von Nichtigkeiten stressen... Und dann ärgere ich mich über mich selbst, weil ich mich ärgere...

Im bewussten Wahrnehmen von Glück und Unglück liegt unser Potential für Resilienz. 

Die einzige Lösung hierfür ist in meinen Augen das BEWUSSTE Leben und Erleben. Sowohl von den traurigen Momenten als auch von den Glücksmomenten. Wenn wir dieses Spannungsfeld jeden Tag aufs Neue bewusst und achtsam wahrnehmen, dann müsste eine kraftvolle, positive Haltung doch auf Dauer möglich sein...?!?

Diese Hoffnung motiviert mich zumindest für meine Post-Karnevals-Meditation diese Woche...